In ihm leben wir
Wir leben nicht außerhalb von Gott. In ihm sind wir, in ihm gehen wir, in ihm haben wir unser Sein.Unser Leben ist eingebettet in Gott.
In Anlehnung an Apostelgeschichte 17,28
Mit dieser Wahrheit fasst Paulus in Athen etwas zusammen, das größer ist als jedes religiöse System und was tiefer reicht als jede menschliche Vorstellung von Gott. Gott ist nicht fern. Er ist nicht außerhalb unserer Wirklichkeit. Er ist der Raum, in dem unser Leben überhaupt erst möglich ist.
Wir leben in Gott.
So wie ein Fisch im Wasser lebt, so leben wir in ihm. Jeder Atemzug, jeder Gedanke, jede Bewegung geschieht innerhalb seiner Gegenwart. Gott umgibt uns vollständig – ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Unser Dasein ist eingebettet in ihn. Wir sind von seiner Art.
Und doch zeigt das Bild etwas Entscheidendes: Es gibt einen inneren Kreis. Einen Raum, den wir schützen, begrenzen, verschließen können. Nicht, weil Gott uns ausschließt, sondern weil wir Mauern errichten. Aus Angst, aus Verletzung, aus Gewohnheit. Manchmal leben wir in Gott – und bleiben trotzdem innerlich isoliert.
Der Kokon kann Sicherheit geben. Er bewahrt uns vor Überforderung, vor Schmerz, vor Kontrollverlust. Aber er kann auch zu einem Ort werden, an dem wir uns selbst verschließen. Nicht Gott hält Abstand – wir tun es.
Die Einladung Gottes ist leise. Er drängt sich nicht auf. Er durchbricht keine Grenzen mit Gewalt. Er wartet darauf, dass wir unsere Hülle öffnen. Dass wir zulassen, dass seine Nähe nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich Raum bekommt.
„In ihm leben wir“ bedeutet mehr als Existenz. Es bedeutet Beziehung. Vertrauen. Hingabe. Es bedeutet, den Mut zu finden, den Kokon nicht als dauerhaften Wohnraum zu behalten, sondern als Übergang. Denn Leben ist Bewegung. Und Glauben ist kein Stillstand.
Vielleicht ist die entscheidende Frage nicht, ob Gott da ist, sondern ob wir bereit sind, uns ihm zu öffnen. Ob wir den Spalt in unserer Hülle größer werden lassen. Ob wir zulassen, dass das Leben, das uns umgibt, auch unser Innerstes berührt.
Denn wir sind von seiner Art. Und wir sind dazu geschaffen, nicht nur in Gott zu existieren, sondern in ihm zu leben.
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