- Dina aber, Lea Tochter, die sie Jakob geboren hatte, gieng heraus, die Töchter des Landes zu sehen.
- Da die sahe Sichem, Hemors Sohn, des Heviters, der des Landes Herr war, nahm er sie, und beschlief sie, und schwächte sie.
- Und sein Herz hieng an ihr, und hatte die Dirne lieb, und redete freundlich mit ihr.
- Und Sichem sprach zu seinem Vater Hemor: Nimm mir das Maidlein zum Weibe.
- Und Jakob erfuhr, daß seine Tochter Dina geschändet war; und seine Söhne waren mit dem Vieh auf dem Felde, und Jakob schwieg, bis daß sie kamen.
- Da gieng Hemor, Sichems Vater, heraus zu Jakob, mit ihm zu reden.
- Indes kamen die Söhne Jakobs vom Felde. Und da sie es höreten, verdroß *es* die Männer, und wurden sehr zornig, daß er eine Narrheit an Israel begangen, und Jakobs Tochter beschlafen hatte; denn so sollt´s nicht sein.
- Da redete Hemor mit ihnen, und sprach: Meines Sohns Sichems Herz sehnet sich nach eurer Tochter; Lieber, gebt sie ihm zum Weibe.
- Befreundet euch mit uns; gebt uns eure Töchter, und nehmet ihr unsere Töchter,
- Und wohnet bey uns. Das Land soll euch offen sein, wohnet und werbet, und gewinnet drinnen.
- Und Sichem sprach zu ihrem Vater und Brüdern: Lasset mich Gnade bey euch finden, was ihr mir sagt, das will ich geben.
- Fordert nur getrost von mir Morgengabe und Geschenk, ich will’s geben, wie ihr heischet; gebt mir nur die Dirne zum Weibe.
- Da antworteten Jakobs Söhne dem Sichem und seinem Vater Hemor betrüglich, darum, daß ihre Schwester Dina geschändet war;
- Und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht thun, daß wir unsere Schwester einem unbeschnittenen Manne geben; denn das wäre uns eine Schande.
- Doch, dann wollen wir euch zu Willen sein, so ihr uns gleich werdet, und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werde.
- Dann wollen wir unsere Töchter euch geben, und eure Töchter uns nehmen, und bey euch wohnen und Ein Volk sein.
- Wo ihr aber nicht willigen wollet, euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Tochter nehmen, und davon ziehen.
- Die Rede gefiel Hemor und seinem Sohn wohl.
- Und der Jüngling verzog nicht solches zu thun; denn er hatte Lust zu der Tochter Jakobs. Und er war herrlich gehalten über alle in seines Vaters Hause.
- Da kamen sie nun, Hemor und sein Sohn Sichem, unter der Stadt Thor und redten mit den Bürgern der Stadt, und sprachen:
- Diese Leute sind friedsam bey uns, und wollen im Lande wohnen und werben, so ist nun das Land weit genug für sie; wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen, und ihnen unsere Töchter geben.
- Aber dann wollen sie uns zu Willen sein, daß sie bey uns wohnen, und Ein Volk mit uns werden, wo wir alles, was männlich unter uns ist, beschneiden, gleichwie sie beschnitten sind.
- Ihr Vieh und Güter, und alles, was sie haben, wird unser sein, so wir nur ihnen zu Willen werden, daß sie bey uns wohnen.
- Und sie gehorchten dem Hemor und Sichem, seinem Sohn, alle, die zu seiner Stadt Thor aus- und eingiengen, und beschnitten alles, was männlich war, das zu seiner Stadt aus- und eingieng.
- Und am dritten Tage, da sie es schmerzete, nahmen die zween Söhne Jakobs, Simeon und Levi, der Dina Brüder, ein jeglicher sein Schwert, und giengen in die Stadt dürstiglich und erwürgeten alles, was männlich war.
- Und erwürgeten auch Hemor und seinen Sohn Sichem mit der Schärfe des Schwerts, und nahmen ihre Schwester Dina aus dem Hause Sichems, und giengen davon.
- Da kamen die Söhne Jakobs über die Erschlagenen, und plünderten die Stadt, darum daß sie hatten ihre Schwester geschändet.
- Und nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel, und was in der Stadt und auf dem Felde war,
- Und alle ihre Habe, alle Kinder und Weiber nahmen sie gefangen, und plünderten alles, was in den Häusern war.
- Und Jakob sprach zu Simeon und Levi: Ihr habt mir Unglück zugericht, daß ich stinke vor den Einwohnern dieses Landes, den Canaanitern und Pheresitern; und ich bin ein geringer Haufe. Wenn sie sich nun versammeln über mich, so werden sie mich schlagen. Also werde ich vertilget samt meinem Hause.
- Sie antworteten aber: Sollten sie denn mit unserer Schwester, als mit einer Hure, handeln?
Wartburg Bibel 1842 – Auf´s Neue verglichen mit der Ausgabe letzter Hand vom Jahre 1545