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Auslegung zu Psalm 90

Die Vergänglichkeit des Menschen und die Beständigkeit Gottes – Auslegung zu Psalm 90

Psalm 90 trägt die Überschrift: „Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.“ Es ist damit der älteste Psalm im Psalter – ein Gebet aus den Anfängen der Geschichte Israels. Und doch spricht er zeitlos zu allen Generationen. Er verbindet die Erfahrung menschlicher Vergänglichkeit mit der Gewissheit, dass Gott ewig bleibt.

Gott – unsere Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht

Der Psalm beginnt mit einem Satz, der wie ein Fundament steht: „Herr, du bist unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.“ Mose, der durch Wüsten wanderte, spricht von einer Wohnung, die nicht aus Steinen besteht. Er kannte kein festes Zuhause, aber er wusste: Gott selbst ist die bleibende Heimat.

Dieser Gedanke ist das Herz des ganzen Psalms. Alles vergeht – Generationen kommen und gehen –, doch Gott bleibt. Er war, bevor Berge entstanden, bevor Erde und Welt wurden. Das Bekenntnis „Du bist“ steht gegen das Erleben des „Wir sind nur für kurze Zeit“. So findet Mose Halt nicht in den Dingen, sondern im Wesen Gottes selbst.

Die Vergänglichkeit des Lebens

Nach diesem Lob weitet sich der Blick auf die Wirklichkeit menschlichen Lebens: „Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kehret wieder, ihr Menschenkinder.“ Das erinnert an den Anfang, als Gott den Menschen aus Erde formte. Alles, was Leben ist, bleibt an Gottes Atem gebunden.

Die Lebenszeit des Menschen erscheint kurz: „Tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vergangen ist.“ Für Gott vergeht Zeit anders – sie liegt offen vor ihm. Für den Menschen aber rinnt sie wie ein Strom dahin. Dieses Bewusstsein weckt keine Bitterkeit, sondern Demut. Es zeigt, dass wir das Leben nicht festhalten können, sondern es als Gabe empfangen.

Der Ernst der Vergänglichkeit

Mose spricht auch von Gottes Zorn. Nicht in dem Sinn, dass Gott willkürlich straft, sondern als Ausdruck seiner Heiligkeit. Wenn der Mensch Gottes Ordnung verlässt, verliert er zugleich den Sinn seines Lebens.

Darum heißt es: „Unsere Tage vergehen unter deinem Zorn, wir bringen unsere Jahre zu wie ein Seufzen.“ Das klingt schwer, aber es ist ehrlich. Das Gebet verschweigt nicht, dass das Leben Mühe, Alter und Tod kennt. In dieser Nüchternheit liegt eine tiefe Wahrheit: Nur wer die Vergänglichkeit ernstnimmt, kann das Bleibende erkennen.

„Lehre uns zählen unsere Tage“

Mitten in diesem Nachdenken bittet Mose: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Das ist mit einer der stillsten und tiefsten Sätze der Bibel. Er bittet nicht um längeres Leben, sondern um Weisheit – darum, die Zeit zu verstehen. Weisheit bedeutet hier: das Leben so zu sehen, wie Gott es sieht. Nicht zu klagen über das, was vergeht, sondern es als Weg zu begreifen, auf dem Gott uns führt.

Wo wir lernen, die Zeit zu zählen, sehen wir sie nicht mehr als Besitz, sondern als Auftrag. Jeder Tag wird kostbar, weil er uns geschenkt ist.

Bitte um Erbarmen und Erneuerung

Dann wendet sich der Psalm der Hoffnung zu: „Kehre dich wieder zu uns, Herr! Sättige uns früh mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen Tagen.“ Das Gebet bleibt nicht beim Vergänglichen stehen. Es sucht nach der Gnade, die das Leben erneuert. Mose weiß: Nur Gottes Erbarmen kann die Mühsal der Tage verwandeln. Diese Bitte klingt wie ein Vorgriff auf das, was später im Evangelium offenbar wird: dass Gottes Gnade nicht nur tröstet, sondern erneuert.

Die Beständigkeit Gottes und das Werk seiner Hände

Am Ende des Psalms steht eine doppelte Bitte: „Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich, und das Werk unserer Hände fördere du uns; ja, das Werk unserer Hände fördere du uns!“

Hier wird die Spannung aufgehoben: Der Mensch ist vergänglich, aber was in Gottes Händen liegt, bleibt. Darum bittet der Beter, dass Gott selbst seine Arbeit segne – nicht, damit sie groß werde, sondern damit sie Bestand habe. Das ist ein leiser, reifer Glaube: nicht mehr das Streben nach Größe, sondern das Vertrauen, dass Gott Sinn verleiht.

Der Blick nach vorn

Im Licht der ganzen Schrift bekommt dieser Psalm eine tiefere Deutung. Was Mose erahnte, erfüllt sich in Christus: In ihm wird der ewige Gott Mensch, um das Vergängliche mit dem Ewigen zu verbinden.

Wenn der Psalm sagt, „du bist unsere Zuflucht“, dann findet dieses Wort seine endgültige Gestalt in dem, der selbst sagt: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid – ich will euch Ruhe geben.“ So wird der Psalm zu einem Gebet, das auf Christus hinführt: Der Ewige teilt unsere Zeit, damit unsere Zeit Anteil bekommt an seiner Ewigkeit.

Schlussgedanke

Psalm 90 ist kein Klagepsalm, sondern ein Gebet der Erkenntnis. Er schaut das Leben an, wie es ist – kurz, mühevoll, vergänglich – und findet darin dennoch Trost.

Denn mitten in allem Wandel steht Gott. Er bleibt, wenn alles vergeht. Und wer in ihm seine Zuflucht sucht, hat ein Zuhause, das kein Ende kennt.

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