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Auslegung zu Jesus Sirach 20

Das rechte Wort zur rechten Zeit – Auslegung zu Jesus Sirach 20

Im zwanzigsten Kapitel des Buches Jesus Sirach geht es um die Kunst des rechten Wortes. Sirach führt uns in die feine Unterscheidung zwischen Reden und Schweigen, zwischen Übereifer und Bedacht. Nicht jedes Wort, das schnell gesagt wird, bringt Segen. Und nicht jedes Schweigen ist Ausdruck von Weisheit. In vielen kleinen Sprüchen zeigt der Lehrer, wie eng Sprache, Charakter und Glauben miteinander verbunden sind. Worte können heilen oder verletzen, aufrichten oder zerstören. Sie offenbaren das Herz des Menschen – und sie zeigen, ob er innerlich vor Gott lebt.

Gottes Wirken und menschliche Sprache

Gott hat den Menschen als sprechendes Wesen geschaffen. Durch das Wort offenbart sich der Mensch, aber auch Gott selbst. In der Schöpfung spricht Gott und es geschieht. In seiner Weisheit liegt also die Kraft des Wortes begründet. Doch der Mensch gebraucht diese Gabe oft unweise. Sirach erkennt, dass übermäßiges Reden leicht zur Schuld führt. Die Zunge wird zu einem Werkzeug der Unruhe, wenn sie sich von Zorn, Stolz oder Angst treiben lässt.

So erinnert dieses Kapitel daran, dass auch die Sprache ein Ort ist, an dem Gottes Ordnung sichtbar werden soll. Worte sollen Wahrheit tragen, aber auch Liebe. Gott selbst redet mit Güte und Geduld. Wer an ihm Maß nimmt, lernt, dass Schweigen und Reden gleichermaßen geheiligt werden müssen.

Die Weisheit des rechten Augenblicks

Einer der Leitgedanken des Kapitels lautet: „Es gibt Reden, die zur rechten Zeit schön sind.“ Damit rückt Sirach die Frage nach dem rechten Augenblick in den Mittelpunkt. Nicht nur was man sagt, zählt, sondern wann und wie.

Ein unbedachtes Wort kann etwas zerstören, das mühsam aufgebaut wurde. Doch ein gutes Wort zur rechten Zeit kann Trost bringen, Mut schenken, Frieden stiften. Weisheit besteht also nicht im Schweigen an sich, sondern im Erkennen der Zeit. Schweigen kann falsch sein, wenn es Feigheit ist. Reden kann heilsam sein, wenn es im Geist der Wahrheit geschieht.

Sirach führt uns damit zu einer Haltung, die zwischen beiden Polen steht – zu einer Sprache, die aus der Stille geboren ist. Wer gelernt hat zu hören, spricht anders. Seine Worte tragen Gewicht, weil sie aus der inneren Sammlung kommen.

Glaube und Verantwortung

Worte schaffen Wirklichkeit – nicht nur im persönlichen Bereich, sondern auch im gemeinschaftlichen Leben. Ein Mensch, der unbedacht redet, kann Vertrauen zerstören. Einer, der Lüge oder Spott gebraucht, bringt Unruhe in die Gemeinschaft. Sirach spricht hier als Lehrer des Alltags. Er weiß, dass Weisheit sich nicht in großen Taten zeigt, sondern in der Art, wie man miteinander umgeht.

Im Hintergrund steht die Verantwortung jedes Einzelnen, vor Gott und vor den Menschen ehrlich zu sein. Das rechte Wort ist Ausdruck eines reinen Herzens. Wo Bitterkeit wohnt, wird auch das Reden bitter. Wo Frieden im Herzen ist, da wird auch das Wort zum Segen.

In dieser Hinsicht ist Schweigen nicht nur Zurückhaltung, sondern Teil einer größeren Ordnung: der Demut. Denn wer sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt, hat gelernt, dass das eigene Wort nicht immer das letzte sein muss.

Vollendung in Christus

Im Licht Christi gewinnt dieser Gedanke seine tiefste Erfüllung. Jesus selbst spricht als einer, der ganz aus dem Vater lebt. Seine Worte sind Geist und Leben. Aber er kennt auch das Schweigen: Er schweigt, wo Worte nicht mehr verstanden würden. Er spricht, wo Schweigen Verrat wäre. In ihm finden Reden und Schweigen ihre göttliche Mitte.

Wenn Jesus spricht, ist jedes Wort von Liebe getragen. Wenn er schweigt, geschieht es aus Wahrheit. Damit wird er zum Maßstab für das, was Sirach nur ahnen konnte: dass Weisheit nicht bloß aus Erfahrung wächst, sondern aus der Gemeinschaft mit Gott.

Der Gläubige lernt in Christus, dass er mit seinen Worten Teilhabe hat an der schöpferischen Macht Gottes. Darum sollen Worte segnen, trösten, ermutigen, aufbauen. Und Schweigen soll schützen, bewahren, heilen. Beides ist heilige Handlung, wenn es im Glauben geschieht.

Schluss

Jesus Sirach 20 ist ein Kapitel über das Herz, das reden und schweigen lernt. Es ruft dazu auf, sich selbst zu prüfen: Wo sind meine Worte eilig, wo bleiben sie zurück, wo tragen sie Frucht? Es erinnert daran, dass Sprache ein Geschenk ist, das Verantwortung mit sich bringt.

Weisheit zeigt sich nicht darin, viele Worte zu machen, sondern darin, Worte zu finden, die Leben fördern. In der Stille wächst Einsicht, im rechten Wort zeigt sich Liebe. So lehrt Sirach den Menschen, seine Zunge zu hüten und sein Herz zu ordnen – nicht aus Furcht vor Strafe, sondern aus Ehrfurcht vor dem Gott, der selbst das wahre Wort ist.

In Teilen automatisch (KI-gestützt) erstellt, sorgfältig von Hand überarbeitet und redaktionell-geistlich von Jesus mein Anker geprüft.

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