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Auslegung zu Apostelgeschichte 18

Paulus in Korinth: Treue im Dienst trotz Widerstand – Auslegung zu Apostelgeschichte 18

Korinth war zur Zeit des Paulus eine geschäftige Hafenstadt, reich, laut und moralisch zerrüttet. Sie war berühmt für Handel und Ausschweifung zugleich – eine Stadt, die für viele den Reiz der Freiheit, aber auch die Versuchung des Vergessens Gottes bedeutete.
Gerade dort lässt Gott seinen Apostel wirken. Nach schwierigen Erfahrungen in Athen kommt Paulus nach Korinth, und hier zeigt sich ein entscheidendes Prinzip des Evangeliums: Gott führt seine Boten nicht an die Orte der Reinheit, sondern mitten in die Unruhe der Welt – weil sein Licht dort am dringendsten gebraucht wird.

1. Einfache Anfänge: Paulus, Aquila und Priscilla (Verse 1–4)

Paulus begegnet in Korinth dem Ehepaar Aquila und Priscilla, die – wie er – das Handwerk des Zeltmachers ausüben. Sie waren aus Rom vertrieben worden, weil Kaiser Klaudius alle Juden hatte fortgehen lassen. Schon das ist bedeutsam: Gottes Vorsehung wirkt durch menschliche Umstände. Was wie Vertreibung aussieht, wird zum Beginn einer segensreichen Gemeinschaft.

In dieser einfachen Werkstatt entsteht eine geistliche Freundschaft, die später noch in Ephesus und Rom Früchte trägt. Hier zeigt sich, dass das Evangelium nicht nur in Synagogen oder auf Marktplätzen geschieht, sondern in den Werkstätten des Alltags. Paulus arbeitete mit seinen Händen – nicht, um sich vom Dienst zu trennen, sondern um ihn glaubwürdig zu machen. Er lebte, was er predigte: ein Leben der Treue, der Schlichtheit und der Hingabe.

Der Apostel geht jeden Sabbat in die Synagoge, redet, überzeugt und ringt um Menschen. Er hat keine Bühne, keine Macht, nur das Wort Gottes und seine Ausdauer. Aber genau darin liegt die Kraft.

2. Widerstand und Neuausrichtung (Verse 5–6)

Als Silas und Timotheus aus Mazedonien nachkommen, wird Paulus freier für die Verkündigung. Doch bald begegnet er heftigem Widerstand. Viele Juden lehnen seine Botschaft ab.
Paulus reagiert nicht mit Bitterkeit, sondern mit Klarheit: „Euer Blut sei auf euer Haupt! Ich bin rein; von nun an gehe ich zu den Heiden.“

Diese Worte sind keine Verachtung, sondern Ausdruck geistlicher Verantwortung. Paulus hat das Evangelium angeboten – wer es ablehnt, trägt die Entscheidung selbst. Gleichzeitig öffnet Gott eine neue Tür: zu denen, die bisher außen standen.

Im Licht Jesu zeigt sich hier das Muster seines eigenen Wirkens: Wenn das Herz eines Ortes sich verschließt, geht die Botschaft weiter. Gottes Plan bleibt nicht stehen, sondern findet neue Wege.

3. Gottes verborgenes Wirken: Justus, Krispus und die vielen Gläubigen (Verse 7–8)

Paulus zieht nun in das Haus eines Mannes namens Titius Justus, direkt neben der Synagoge. Das ist mehr als Zufall: Gott lässt die Grenze zwischen „drinnen“ und „draußen“ fallen. Und bald bekehrt sich Krispus, der Synagogenvorsteher, samt seinem ganzen Haus.

Das ist ein starkes Zeichen: Gerade dort, wo der Widerstand am größten war, beginnt das Evangelium Wurzeln zu schlagen. Viele Korinther hören, glauben und lassen sich taufen.
Gott zeigt: Sein Werk ist nicht an menschliche Zustimmung gebunden. Er wirkt, auch wenn die Umstände dagegen sprechen.

In dieser unscheinbaren Häuslichkeit wächst eine Gemeinde, die später Paulus selbst viel Sorge, aber auch viel Freude bereiten wird. Das ist das Paradox der Gnade: Sie beginnt klein, oft unscheinbar – und trägt dennoch unermessliche Frucht.

4. Trost in der Nacht: Gottes Zuspruch (Verse 9–11)

In einer Vision spricht der Herr zu Paulus: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“

Dieser Satz ist einer der zärtlichsten Zusprüche des Neuen Testaments. Gott sieht seinen müden Diener und stärkt ihn. Der Apostel, der unermüdlich predigt, hat offenbar gezweifelt, vielleicht gefürchtet, dass alles umsonst sei. Und Gott begegnet ihm nicht mit Forderung, sondern mit Nähe: „Ich bin mit dir.“

Diese Worte tragen durch die ganze Apostelgeschichte – und durch jedes Leben, das im Dienst Christi steht. Gottes Gegenwart ist die eigentliche Kraftquelle, nicht der Erfolg, nicht die Zahl der Zuhörer, sondern das Bewusstsein: Er ist da.

Paulus bleibt daraufhin anderthalb Jahre in Korinth – länger als an den meisten anderen Orten. Der Auftrag wird zur Beständigkeit. In einer Stadt voller Versuchungen entsteht eine Gemeinde, die lernen muss, heilig zu leben inmitten der Welt.

5. Der Angriff und das Eingreifen Gottes (Verse 12–17)

Schließlich versuchen einige Juden, Paulus vor den Prokonsul Gallio zu bringen. Sie hoffen, dass die römische Obrigkeit das Christentum als gefährliche Sekte verurteilt. Doch Gallio weist die Anklage zurück. Er erkennt, dass es sich um eine innerjüdische Streitfrage handelt und greift nicht ein.

Das ist erstaunlich: Gott gebraucht einen heidnischen Richter, um seine Gemeinde zu schützen. Paulus muss sich nicht verteidigen – Gott selbst greift ein. Der Versuch des Feindes, das Werk zu stoppen, führt ins Leere.

So zeigt sich eine Linie, die bis ins Evangelium hineinreicht: Der, der für Christus leidet, wird von Gott gehalten. Nicht immer durch sichtbaren Erfolg, aber durch Schutz und Zielgerichtetheit. Nichts geschieht außerhalb seiner Hand.

6. Im Licht Jesu Christi

Im Licht Jesu wird diese Episode zum Gleichnis der Nachfolge.
Paulus steht hier stellvertretend für alle, die im Namen Christi arbeiten und Widerstand erfahren. Korinth ist die Welt in ihrer Mischung aus Glanz und Sünde, Erfolg und Leere. Und doch sagt Gott: „Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“

Das erinnert an Jesu Haltung zu den Menschen, die am Rand standen: Zöllner, Sünder, Fremde. Er sah in ihnen nicht, was sie waren, sondern was sie durch seine Liebe werden konnten.
So sieht Gott auch Korinth – und so sieht er unsere Welt.

Der Auftrag bleibt derselbe: reden, leben, lieben – auch wenn man auf Ablehnung stößt. Denn wer Christus verkündet, steht nie allein.

7. Praktische Anwendung

Paulus in Korinth lehrt uns drei Dinge:

  1. Treue im Kleinen – Gott wirkt durch einfache Beziehungen, wie durch Aquila und Priscilla. Auch Arbeit und Alltag können Ort göttlicher Gegenwart sein.
  2. Mut zur Klarheit – Das Evangelium konfrontiert und heilt zugleich. Manchmal muss man Grenzen ziehen, um die Wahrheit zu wahren.
  3. Hoffnung trotz Widerstand – Gottes Zuspruch „Ich bin mit dir“ gilt jedem, der ihm dient. Auch wenn die Welt gleichgültig oder feindlich ist, bleibt Gott der, der begleitet und trägt.

Schlussgedanke

Apostelgeschichte 18 zeigt nicht den Triumph der Macht, sondern die Beständigkeit der Gnade. Paulus erfährt Ablehnung, Mühsal, aber auch Freundschaft und göttlichen Trost.
In Korinth leuchtet das Evangelium mitten im Lärm der Welt – so, wie Christus selbst mitten unter Sündern wohnte.

Gottes Ruf an Paulus gilt auch uns: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht.“
Denn das Reich Gottes wächst oft dort, wo man es am wenigsten erwartet.
Korinth wurde zu einem Ort, an dem Gottes Liebe Gestalt gewann – durch einen müden, aber gehorsamen Diener, getragen von der Zusage:
„Ich bin mit dir.“

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